Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters Wuppertal, begrüßte die Gäste mit einem Statement für Stadtteilarbeit: „An diesem Projekt kann man wunderbar sehen, wie wichtig die stadtteilorientierte Sichtweise ist“, und bezog sich auf die Idee hinter dem Projekt: neu zugewanderte Menschen mit ihrem Stadtteil verbinden, Begegnungen mit neuen Nachbarn schaffen, Sprache erlernen und im Quartier beruflich qualifizieren.
Qualifizierung im Quartier
„Perspektive in Oberbarmen“ startete 2015 im Rahmen des Bundesprogramms BIWAQ (Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier). Das Gemeinschaftsprojekt von Jobcenter Wuppertal und den Bildungsträgern Wichernhaus gGmbH, alpha e.V. und GBA setzte auf Qualifizierung von Zugewanderten im Quartier. Der Projektstart hätte nicht günstiger sein können – denn im Projektzeitraum sind über 10.000 Menschen als Zugewanderte oder Geflüchtete nach Wuppertal gezogen und mussten sich in ihrer neuen Heimat zunächst zurechtfinden, suchten Orientierung und Unterstützung. Die Themen Sprache, soziale Teilhabe und Einstieg ins Berufsleben in Deutschland waren für die meisten die vorherrschenden Herausforderungen. Daher überrascht es nicht, dass die meisten der 200 Projektteilnehmenden aus Syrien stammen. Oft wurde das sechsmonatige BIWAQ-Angebot genutzt, um die Wartezeit bis zum Integrationskurs sinnvoll zu überbrücken und sich in unterschiedlichen Berufsfeldern zu erproben. Insbesondere der integrierte Sprachkurs konnte erste Deutschkenntnisse vermitteln.
Radbahnhof Wichlinghausen
„Ich habe die Menschen als sehr freundlich und höflich wahrgenommen“, erinnert sich Regine Widmayer-Wagner, Geschäftsführerin der Wichernhaus gGmbH. Das Wichernhaus hat sich mit dem Teilprojekt „Radbahnhof“ am Gemeinschaftsvorhaben beteiligt und damit ein neues und bleibendes Angebot am Bergischen Plateau geschaffen. Im umgebauten Container an der Wicked-Woods-Halle wurde eine Do-It-Yourself-Fahrradwerkstatt eröffnet. Das Angebot wurde stetig ausgebaut und wartet mittlerweile mit einer eigenen Verleih-Fahrradflotte auf. Und so konnte beim Abschlussfest ein jeder seine Fitness auf dem Trassometer des Radbahnhofs testen. Der Andrang und auch der Ehrgeiz war groß – wer radelt 13 Streckenkilometer am schnellsten?
Wanderausstellung mit persönlichen Geschichten
Barbara Steins von alpha e.V. zeigte sich begeistert von Oberbarmen und Wichlinghausen. „Durch das Projekt bin ich ein richtiger Fan des Stadtteils geworden. Mir ist hier viel Offenheit und Bereitschaft, an den Themen konstruktiv mitzuarbeiten, begegnet! Hier entwickelt sich ganz viel!“ Der Bildungsträger alpha e.V. hat im Gastronomie- und Hauswirtschaftsbereich qualifiziert. Mit einer Wanderausstellung konnten die Projektteilnehmerinnen und –teilnehmer unterschiedlichster Herkunft ihre persönliche Geschichte erzählen. Sie haben in diesem kulturellen Teilprojekt einen ganz persönlichen Einblick in ihr Leben gewährt und erzählt, warum sie ihre Heimat verlassen haben und welche Wünsche und Hoffnungen sie an ihr Leben in Deutschland knüpfen.
Oberbarmen profitiert von Qualifizierungsprojekt
Aber auch der Stadtteil profitierte ganz konkret von den Qualifizierungen der Teilnehmenden. Denn diese fanden nicht in Lehrwerkstätten statt, sondern vor Ort im Quartier. So wurde ein Übergangswohnheim unter fachlicher Anleitung saniert und renoviert und das Begegnungs- und Projektbüro der Montagsstiftung auf Vordermann gebracht. Patrick Dieks, Standortleiter der GBA (Gesellschaft für berufliche Aus- und Weiterbildung mbH) zeigt sich begeistert vom handwerklichen Geschick der Teilnehmer: „Die meisten haben in diesen Gewerken noch nie gearbeitet. Sie haben sich in den Projekten außerordentlich engagiert, waren interessiert und sehr fleißig!“
Buntes Quartier
„Buntes Quartier“ lautete das Motto des Projektes – und blieb sich auch beim Abschlussfest treu. Es war fröhlich, bunt und quirlig – und bot viel Raum für schöne Geschichten. Kathrin Birkenstock, bei der die Fäden des Projektes im Jobcenter zusammenliefen, erzählte vom Ausflug der Projektteilnehmenden ins Schloss Burg. Die Begeisterung, das Interesse und die Dankbarkeit der Menschen habe sie gerührt. „Ich bin einfach glücklich“, sagte eine Teilnehmerin.
Das mit Mitteln des ESF (Europäischer Sozialfond) und des BMI (Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat) geförderte BIWAQ-Programm zielt darauf ab, die Lebens- und Arbeitschancen der Bewohnerinnen und Bewohner in benachteiligten Quartieren zu verbessern, städtebauliche Investitionen zu fördern und die Lokalökonomie zu stärken.