Die Akteure der Sprach- und Integrationsmittlung (SprInt) in Deutschland tauschten sich mit Wissenschaft, Verwaltung und sozialen Trägern rund um Sprachmittlung aus. Wuppertal war mit einem Impulsreferat zum Einsatz von SprInt-Dolmetscherinnen und Dolmetschern vertreten.
Zunächst aber wurde mit viel Applaus der spontane Auftritt des Überraschungsgastes Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagespräsidentin a.D. und Förderin des SprInt-Gedankens, bedacht. Die 81-Jährige hielt ein bewegendes Grußwort, in dem Sie die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik kritisierte. Es verschwende Perspektiven und Ressourcen, wenn Geflüchteten das Recht auf Arbeit verweigert würde. Gleichzeitig lobte sie das Engagement von Bürgerschaft und Kommunen bei der Flüchtlingshilfe.
Dr. Andreas Kletzander, Vorstand Arbeitsmarkt des Jobcenters, stellte in seinem Vortrag die Integrationsstrategie der Stadt Wuppertal vor, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt und die lebensweltliche Integration der Zugewanderten im Blick hat. In dieser Strategie hat die Sprach- und Integrationsmittlung eine zentrale Bedeutung, weil erst sie den Erstkontakt zwischen Fachkräften und Neuzugewanderten ermöglicht. „Die SprInt-Mittlerinnen und –Mittler leisten einen wertvollen Beitrag, dass die Integrationsmaßnahmen von Beginn auf die Bedarfe der Menschen ausgerichtet werden“, so der Arbeitsmarktvorstand.
Es ist auch kein Zufall, dass SprInt seine Ursprünge in Wuppertal habe, so Kletzander weiter: „Es war das Zusammenspiel von engagierten Menschen und der traditionell aktiven Integrationspolitik der Stadt, die die Idee von SprInt gedeihen ließ.“ 2017 kam es allein im Jobcenter zu 1.750 SprInt-Einsätze
Honey Dehimi, Referatsleiterin im Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration mahnte in ihrem kontrovers diskutierten Beitrag einheitliche Standards für Sprachmittlung und Qualifizierung an und rief zum Ausweiten von Netzwerken auf. „Die langen Fahrtzeiten und Fahrtkosten sind das größtes Hindernis für eine Etablierung von Sprachmittlung in einem Flächenland“ resümierte Josina Monteiro, Projektleitung von SprInt Thüringen. Das Projekt bemüht sich um eine Erschließung ländlicher Räume in Thüringen.
In Workshops und Diskussionen arbeiteten die Teilnehmenden der Tagung an Strategien zur SprInt-Etablierung in Flächenregionen oder zu Dolmetschen im Gesundheitswesen. In der abschließenden Podiumsdiskussion kritisierte Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Integration und Gleichstellung, den „Flickenteppich Finanzierung“. „Hier erwarte ich mehr vom Bund.“, sagte die Ministerin, da Abrechnungsmöglichkeiten für Sprachmittlung fehlen. „Wir dürfen Integration nicht dem Zufall überlassen“ stimmte Achim Pohlmann, Bundeskoordinator des SprInt Netzwerks zu. Einig waren sich die Experten/-innen auf dem Podium, dass es zu Gesetzesänderungen kommen muss.
„Die Tagung war insgesamt ein toller Erfolg“ resümierte Achim Pohlmann. „Wir haben deutlich gezeigt, wie viel wir in den vergangenen Jahren erreicht haben: SprInt wird als Motor für Integrationsprozesse gesehen.“