Vier Frauen und sechs Männer zwischen 27 und 58 Jahren haben 16 Monate lang an der Umschulung zum/zur Maschinen- und Anlagenführer/in Textiltechnik teilgenommen. Jetzt legten sie ihre Prüfungen erfolgreich vor der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wuppertal ab und erhielten am 21. Januar 2021 ihren Facharbeiterbrief.
Das Besondere an dieser Umschulung ist die Vergütung. Denn die Umschüler*innen haben während der 16 Monate bereits ein tarifliches Monatsgehalt bezogen. „Normalerweise“, erklärt Regine Widmayer-Wagner, Geschäftsführerin der Wichernhaus Wuppertal gemeinnützige GmbH, „erhalten Umschüler*innen Unterhaltsleistungen, die deutlich niedriger ausfallen.“ Möglich macht diese Entlohnung das Qualifizierungschancengesetz, das Weiterbildung während einer Beschäftigung fördert.
An der Umschulung waren mehrere Kooperationspartner beteiligt: Wichernhaus Wuppertal als Träger des „Qualifizierungszentrum Textil - QZ Textil“ und START NRW GmbH als regionaler Personaldienstleister, mit dem die Umschüler*innen den Arbeitsvertrag abgeschlossen haben. Die Finanzierung erfolgte durch die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter Wuppertal – je nachdem, von welcher Behörde die Teilnehmenden ihre Leistungen bezogen haben. „Dieses Modell ist für alle attraktiv“, sagt Martin Klebe, Vorsitzendes Mitglied der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Wuppertal, „für die Arbeitgeber, weil sie in verhältnismäßig kurzer Zeit eine Fachkraft gewinnen und für die Teilnehmenden, weil sie mit einem tariflichen Einkommen finanziell besser abgesichert sind.“
Das war für Michael Fink, 58 Jahre, ein starkes Argument, die Umschulung zu beginnen. Als ehemaliger Montierer im Metallbereich und nach Arbeitslosigkeit ist er jetzt sicher, mit der qualifizierten Ausbildung für die nächsten Jahre bis zu seiner Rente eine interessante Arbeit zu finden. „Die Textilbranche wird sich erholen“, meint auch Janina Joseph, 34 Jahre, die wegen ihrer zwei Kinder das Maschinenbaustudium abgebrochen hatte und sich über ihren neuen Beruf freut: „Technik ist einfach mein Ding“.
Die Umschulung hat überwiegend im Qualifizierungszentrum Textil stattgefunden, das mit Band-, Flecht- und Webmaschinen ausgestattet ist und über qualifiziertes Schulungspersonal verfügt. Die Ausbildungsleiterin des QZ Textil, Andrea Milunovic, verantwortet den Hauptteil der fachpraktischen und theoretischen Ausbildung. Weitere Dozenten und Dozentinnen unterrichten in Fächern wie Fachmathematik, Materialkunde und Qualitätsprüfung.
Ein dreimonatiges Betriebspraktikum ist zwingender Bestandteil der Umschulung und wurde von den Teilnehmenden in verschiedenen Wuppertaler Textilunternehmen absolviert. „Hier gab es wegen Corona einige Schwierigkeiten“, berichtet Andrea Milunovic, „aber die Unternehmen waren sehr kooperativ und haben alle Praktika ermöglicht.“
Aus den Firmen gab es insgesamt sehr positive Rückmeldungen – auch im Hinblick auf eine künftige Festeinstellung. „Diese Umschulung ermöglicht den Teilnehmenden eine sehr gute, konkrete berufliche Perspektive in den Wuppertaler Textilunternehmen“, unterstreicht Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenter Wuppertal, „deshalb war es wichtig, dass das Wichernhaus die Ausbildungsressourcen mit dem Qualifizierungszentrum Textil für Wuppertal erhalten hat.“ Die Unterstützung des Jobcenters Wuppertal hat es dem Wichernhaus 2018 ermöglicht, das frühere Ausbildungszentrum der Rheinischen Textilindustrie e.V. zu übernehmen. Seitdem wird dies als „Qualifizierungszentrum Textil – QZ Textil“ in alleiniger Trägerschaft von der Wichernhaus Wuppertal gemeinnützige GmbH geführt.
Am 21. Januar 2021 wurden die Facharbeiterbriefe im „Qualifizierungszentrum
Textil – QZ Textil“ in der Gewerbeschulstraße 34 offiziell überreicht.
Medieninformation v. 21.01.2021 der Wichernhaus Wuppertal gemeinnützige GmbH