Ganz im Zeichen der schwierigen Rahmenbedingungen der Corona-Pandemie stand das Jahr 2020 für das Jobcenter Wuppertal. Mit dem ersten Lockdown im März 2020 mussten die meisten Jahresplanungen umgeworfen werden. Stattdessen rückten Krisenmanagement und Sicherung des Lebensunterhaltes der Leistungsberechtigten in den Mittelpunkt.
„Es ist uns nach Verkündung des ersten Lockdowns gelungen, die gesamte Organisation innerhalb zweier Tage in den Krisenmodus zu überführen“, so Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters. „Oberstes Ziel war die Sicherung der Leistungszahlungen und die Bearbeitung von Neuanträgen. Dabei haben auch die Fachkräfte aus der beruflichen Integration mitgeholfen“, berichtet Lenz. „Die Organisation hat sich in diesen kritischen Zeiten mehr als bewährt“, ergänzt Uwe Kastien, Vorstand Personal und Finanzen“. Durch Digitalisierung und die Elektronische Akte, die schon vor Corona eingeführt wurden, konnten die meisten Anträge und Anliegen kontaktlos bearbeitet werden. „In einem organisatorischen Kraftakt haben wir darüber hinaus die Zahl der Heimarbeitsplätze von knapp 400 auf über 700 erhöht“, so Kastien.
Gutes Ergebnis in schwierigen Zeiten
Auch nach der langsamen Öffnung von Präsenzberatung und –maßnahmen im Mai, konnte von Normalität noch lange keine Rede sein. Das Neuantragsaufkommen, vor allem von Selbstständigen, blieb hoch und das Angebot freier Arbeits- und Ausbildungsplätze lag deutlich unter dem der Vorjahre. Dennoch stieg ab Jahresmitte die Integrationsquote kontinuierlich wieder an und lag zum Jahresende bei 17,6 %. Damit fanden 5.980 Menschen den Weg in sozialversicherungspflichtige Arbeit oder Ausbildung.
„Allein im Rahmen der Kampagne „Fair eingestellt“ konnten über 230 Menschen wieder eine Beschäftigung finden“, zeigt sich Dr. Andreas Kletzander, Vorstand Arbeitsmarkt und Kommunikation, mehr als zufrieden. Wichtig sei aber auch gewesen, jungen Menschen trotz Corona eine Zukunftsperspektive zu geben. „Dafür haben wir weitere 200 Plätze geschaffen, so im Bereich Berufsvorbereitung, außerbetriebliche Ausbildung oder begleitendes Coaching“.
Der erneute Lockdown im Dezember macht auch für 2021 verlässliche Planungen schwierig. „Wir werden teilweise weiter auf Sicht fahren“, erwartet Thomas Lenz, deswegen sei es ihm besonders wichtig, in dieser schwierigen Zeit für die leistungsberechtigten Menschen da zu sein. „Wo immer möglich telefonisch oder per Mail, wo immer nötig aber auch in Präsenz“.
Lenz erwartet nach dem Auslaufen des verlängerten Arbeitslosengeld 1 –Bezugs in den nächsten Monaten einen deutlichen Anstieg der Neuanträge, in den ersten drei Wochen des Jahres waren es zusammen über 700. „Gerade mit Blick auf die steigende Zahl erwerbsfähiger Kundinnen und Kunden müssen wir die Schlagzahl im Bereich Ausbildung, Beschäftigung und Qualifizierung deutlich erhöhen. Dafür haben wir mit 47 Mio. Euro den höchsten Eingliederungstitel seit der SGB II-Reform 2005.
Ausbildung und Qualifizierung als Chance in der Krise
Gerade in Zeiten, wo der Arbeitsmarkt nur bedingt aufnahmefähig ist, will das Jobcenter die Zeit nutzen, Menschen in Ausbildung und Qualifizierung zu bringen: „Wir haben allein 72 zusätzliche außerbetriebliche Ausbildungsplätze geschaffen, um gerade etwas schwächeren Jugendlichen eine gute Perspektive zu geben“, betont Kletzander und ergänzt: „Darüber stehen uns 2021 für hochwertige Weiterbildungen und Umschulungen bis zu sechs Mio. Euro zur Verfügung.
Ausgebaut werden soll auch der soziale Arbeitsmarkt um weitere 200 Stellen, davon alleine 80 im gemeinnützigen Bereich. Bei allen Arbeitsmaßnahmen hat die Gleichstellung von Frau und Mann hohe Priorität. „Schon vor Corona waren Frauen vielfach am Arbeitsmarkt benachteiligt. Die Corona-Krise hat diese Ungleichheit noch verschärft“, hat Kletzander beobachtet. Ein Ansatzpunkt zur Verbesserung ist beispielsweise ein sehr individuelles Coaching von Frauen in ihrem lebensweltlichen Kontext.
Lehren aus dem Umgang mit Corona
Trotz der aktuellen Herausforderungen blickt der Jobcenter-Vorstand aber schon in eine mögliche Zukunft nach Corona: „Bei allen negativen Folgen der Pandemie für die Stadtgesellschaft, die Menschen und unsere Organisation konnten wir aber auch einige positive Lehren für die „Zeit danach“ ziehen, zeigt sich Thomas Lenz überzeugt. So hätten erst die Kontaktbeschränkungen das große Potenzial der Digitalisierung für viele Mitarbeitende erlebbar gemacht. „Videokonferenzen, mobiles Arbeiten und flexible Raumkonzepte werden die Arbeitswelt der Zukunft prägen“, ist sich Uwe Kastien sicher.
Auch das Verhältnis der Jobcenter als Behörde zum leistungsberechtigen Bürger wird sich nach Ansicht von Thomas Lenz verändern. „Gerade der vereinfachte Leistungsbezug während der Pandemiezeit taugt als Blauphase für einen entbürokratisierten Zugang zum Arbeitslosengeld II auf Dauer“.
Abschließend betont Lenz aber auch: „Trotz aller digitaler Fortschritte bleibt die gute persönliche Beratung des einzelnen Menschen die Goldwährung unserer Arbeit“