Die Konferenz fand seit 2017 zum fünften Mal in der Hochschule für Gesundheit in Bochum statt. Wissenschaftler*innen, Studierende und Praktiker*innen diskutierten die Frage, wie Barrieren und soziale Ungleichheiten abgebaut und gleichwertige Lebensbedingungen für alle erreicht werden können. Der Schwerpunkt: Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um die Gesundheit von benachteiligten Gruppen zu fördern, zu schützen und zu erhalten?
Uwe Benn konnte als Gesundheitsbeauftragter des Jobcenters Wuppertal in seinem Vortrag aus erster Hand den Konferenzteilnehmer*innen von den gesundheitlichen Problemlagen langzeitarbeitsloser Menschen berichten und aufzeigen, was das Jobcenter Wuppertal konkret für die Gesundheitsförderung dieser Menschen unternimmt.
Wie wichtig die gesundheitliche Aufklärung von langzeitarbeitslosen Menschen ist, zeigen Erhebungen von Professor Dr. Alfons Hollederer, auf die sich Benn bezieht. So sahen sich 2019 nur unter 30% der langzeitarbeitslosen Menschen selbst in einem guten Gesundheitszustand. Bei erwerbstätigen Menschen sind es 77%. Psychische Erkrankungen haben bekanntermaßen im Vergleich zu anderen Erkrankungen deutlich zugenommen. Dass auch hiervon arbeitslose Menschen weitaus stärker betroffen zu sein scheinen, zeigt eine Studie aus 2019. Sie wurden mit mehr als zweitausend stationären Behandlungstagen doppelt so häufig als erwerbstätige Menschen psychologisch betreut. Aber auch insgesamt verbringen arbeitslose Menschen mehr Tage im Krankenhaus. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung stellte bereits 2013 fest, dass sie zu fast 50% häufiger stationär behandelt wurden. Diese Zahlen deuten eklatant daraufhin, dass Arbeitslosigkeit krank macht.
Für Benn ist klar: „Menschen, die lange ohne Arbeit sind, erkranken schneller und länger. Sie haben es aufgrund ihrer gesundheitlichen Einschränkungen schwerer wieder in Arbeit zu kommen. Sie vernachlässigen in dieser Zeit auch oft ihre sportlichen Aktivitäten. Wenn fehlende Gesundheitsversorgung ein wesentlicher Faktor für eine nicht gelingende Integration in den Arbeitsmarkt und für mangelnde Teilhabe an Bildung und Kultur ist, sind die Jobcenter gefordert, die Arbeitssuche und Vermittlungsaktivitäten mit gezielter und bedarfsgerechter Gesundheitsförderung zu unterstützen“. Für ihn ist der direkte Kontakt zu den Menschen Voraussetzung um deren gesundheitliche Defizite aufzuspüren und Lösungen anzubieten: „Wir müssen dahin, wo die Kunden*innen schon sind, direkt in ihre Lebenswelten. Auf anderen Wegen werden Arbeitslose weniger erreicht.“
Der erste herausfordernde Schritt ist die Identifizierung entsprechender Einschränkungen, der zweite die Ableitung der geeigneten Handlungsschritte und der dritte, die Entwicklung und Zuordnung geeigneter Maßnahmen und Angebote. Dafür unternimmt das Jobcenter schon sehr viel. So beteiligt es sich aktiv an dem kooperativen Programm von Krankenkassen, Jobcentern und Arbeitsagenturen „teamw()rk für Gesundheit und Arbeit und setzt dabei auf eine aufsuchende Prävention durch geschulte Gesundheitslotsinnen und – lotsen. Sie vermitteln Gesundheitswissen und motivieren die Menschen, an gesundheitsfördernden Maßnahmen teilzunehmen. So auch im Projekt „Bergauf. Gesundheitsmanagement für Frauen“ bei dem Gesundheitschoaches die teilnehmenden Frauen auch aufsuchen und individuell beraten.